Fluch und Segen

Selten bin ich auf einem derart schmalen Grat zwischen Euphorie und Frustration gegangen, wie in der vergangenen Woche. Die Folgen der Erfahrungen unserer bisherigen Reise machen sich bemerkbar in unserem Verhalten. Sei es aufspruehender Enthusiasmus, sei es niederschmetternder Aerger - alles geht zunaechst einmal durch den Gefuehlsausbruchsfilter, bevor es nach aussen getragen wird. Denn egal wie schoen die Situation, wie erfolgreich eine Reparatur, wie miserabel das Wetter oder wie aussichtslos eine Lage zu sein scheint, im naechsten Moment kann alles wieder ins genaue Gegenteil umschlagen.
Aber dann sind da auch die Momente, wo der Gefuehlsfilter schlichtweg zu niederschwellig eingestellt ist - die Emotionen platzen heraus. Gestern gab es gleich einige dieser Momente. Von energetischster Mobilmachung bishin zur Beinahe-Aufgabe, alles war dabei.

Der Tag, der auf unsere 230 Kilometer Rekordfahrt folgte, hatte begonnen, wie er es schoener nicht haette tun koennen. Die ersten nennenswerten Sonnenstrahlen unseres Trips, gepaart mit einem herzhaft zuenftigen Fruehstueck versetzte uns in eine groesstmoegliche Aufbruchstimmung. Ausgesprochen wurden sogar die 260 Kilometer entfernten Worte "spanische Grenze". Passend zu unserer Stimmung meinte Lorenz zu unserem Fruehstueckslager:" Ich glaube auf dem Parkplatz hat sich noch keiner so locker gemacht wie wir." Aufgesattelt und ab die Post.
Der jaehe Euphoriestop kommt 38 Kilometer spaeter: meine Postkutsche bleibt liegen - spanische Grenze heute leider nicht zustellbar. Nach 2 1/2 Stundeen Reparatur, die erste Zwischenhoffnung - Motor laeuft. Doch die Hoffnung waehrt nicht lange. Schon nach 10 Minuten angespannter Fahrt, Totalstillstand auf einem vierspurigen Zubringer, mitten in Montpellier. Da macht der Spass ne Kurve. Meine Schwalbe bekommt den ersten, wie ich finde verdienten Tritt in den Unterleib. Eine weitere, miitlerweile schon 21 Uhr spaete Stunde spaete vergeht und wir bauen den alten Ersatzvergaser ein, ein Akt reiner Verzweiflung. Der Moment der Wahrheit naht, springt sie an, oder nicht. Sie tut es! Sie tut es tatsaechlich. Wir liegen uns in den Armen.

Die selben Arme schlagen wir aber 100 Meter weiter schon wieder ueber unseren Koepfen zusammen. Man sollte es nicht fuer moeglich halten, aber jetzt stuerzt das andere Mofa in ein Funktionsloch, bleibt stehen und macht keinen Mucks mehr. Jetzt bekommt auch die zweite Schwalbe ihren lang ueberfaelligen Tritt. Wir fuehlen uns nach Aufgabe.

P.S.: An dieser Stelle trotz allem einen grossen Dank an die Mechanikerfreunde zu Hause, die uns stets mit Rat zur Seite stehen. Glueckwunsch auch an O2 fuer unsere kommende Handyrechnung ;-)

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