Im Steilflug auf die Zielgerade

Wir haben es geschafft!!! Wir haben es t-a-t-saechlich geschafft und sind samt unseren Schalben an unserem Ziel angelangt! Dass ich diese Zeilen schreiben darf, haette ich vor einer Woche noch nicht fuer moeglich gehalten. Der Grund warum ich dies nun doch tun kann verdanken wir der Tatsache, dass wir (wie auch die Toeffs) in den letzten Tagen foermlich ueber uns hinausgewachsen sind. Die letzte Etappe ging alleine und nur noch ueber Kampf - vom ersten bis zum letzten Kilometer - ein einziger Akt des Willens.

Und dabei war heute morgen noch nicht einmal klar, dass dies ueberhaupt die letzte Etappe werden wuerde. Denn ueber 300 Kilometer von Rabatt bis nach Marrakesh hoerten sich unverstellbar viel an. Andererseits lag da bereist am Vorabend etwas in der Luft, das schwer danach roch, unsere Mission mit einem grossen, fetten, lauten Knall, quasi einem Distanzkracher, zu Ende gehen zu lassen.

Um 7 Uhr in der Frueh klingelte erbarmungslos der Wecker. Aufstehen, Katzendusche, Packen und dann, nach dem petit dejeuner im Cafe nebenan, sollte es das letzte mal sein, dass wir unsere Mofas bepackten. Zum letzten Mal Kiefers Fahrradtaschen mit dem Spanngurt unter dem sitz durchwurschteln, zum letzten Mal Zelt, Schlafsack, Schloesser und Ersatzkanister aufs Heck schnallen. Heute sollte es auch das letzte Mal sein, dass wir unser 50:1 Benzin-Oel-Gemisch anruehrten und unseren Voegeln ihre taegliche Ration dieses Energiesirups verabreichten.


Kurz nach 8.30 Uhr dann der Abflug. Die ersten 90 Kilometer fuehrten uns direkt an der Atlantikkueste entlang in Richtung Casablanca. Der Wind gab wieder einmal alles von vorn, mein Sparvergaser, den ich in Montpellier leider einbauen musste, dagegen eher weniger. Aber nicht umsonst war ich jahrelang Radamateur und wusste um den Effekt des Windschattenfahrens bestens Bescheid. Quasi als Tandem "rasten" wir also in Richtung Mittagessen. Dieses bestand passenderweise aus 6 Fischen und einem marokkanischen Salat - das ganze mit herrlicher Atlantikwellenpanoramablick.

Aber die Pause war nicht laenger als unbedingt notwenidig um gerade noch so die letzte Graete aus dem Mund zu ziehen, bevor wir schon wieder auf unseren Roessern sassen. Schliesslich war heute "Kilometerfressen" angesagt. Wir lagen gut in der Zeit. Da war die unfreiwillge Verlaengerung unserer Mittagsrast kurze Zeit spaeter noch halbwegs zu verkraften. Was war passiert?

Das marrokanische Fernsehen, das mit einem Sendewagen unterwegs war und sich verfahren hatte, war auf uns aufmerksam geworden. Eigentlich sollten sie eine Reportage ueber ein Motorradrennen machen. Jetzt sprachen sie uns in voller Fahrt aus dem Wagen heraus an, ob wir uns bereit erklaeren wuerden, ein Intervies zu geben. Gesagt, getan. Schon nach 10 Minuten war unsere kleine Ansprache an das marokkanische Volk im Kasten und die wilde Fahrt konnte weiter gehen

Unzaehlige Sekundenschlafe und 150 Kilomter spaeter kam es dann zu dem ersten wirklichen Innehalten auf unserer Reise. Der Sonnenuntergang bot ein einzigartiges Schauspiel. In den schoensten Pastellfarben wollte sich diese Reise von uns verabschieden. Wir hielten an. Und wir haetten kein besseres Szenario waehlen koennen als dieses: zwischen der in der Ferne sichtbaren Autobahn und der nahen Nationalstrasse, beides die Strassen, die den Weg fuer zu unserem Ziel ebneten, lebten wir in wunderschoener Kulisse einer nachtwerdenden Abendlandschaft den Moment. Als sich dann noch ein Hirte mit seiner Herde nichtssagend zu uns gesellte, war dies sicherlich der friedlichste Moment den wir in den vergangenen 4 Wochen erlben durften.
Das letzte Sonnenlicht erlosch und wir brachen wieder auf. Und gleichzeitig bogen wir ein auf die 100 Kilometer lange Zielgerade. Ab da gab es kein Halten mehr. Wie in Trance flogen wir in naechtlichem Blindflug und mit im Fahrtwind traenenden Augen geradezu ferngesteuert unserem Ziel in die Arme. Es waren mi Abstand die schnellsten 100 Kilometer, die wir je zurueckgelegt hatten. Und das nicht nur gefuehlt, sondern auch tatsaechlich. Als spuerten die Schwalben ihren letzten grossen Auftritt, ihr grosses Finale, entwickelten sie ploetzlich ungeahnte Kraefte. Mit ueber 60 km/h schmetterten wir den letzten Berg talwaerts, nachdem sich auf dessen Gipfel vor uns, wie aus dem Nichts das Lichtermeer Marrakeshs auftat. Ein unbeschreibliches Hochgefuehl. Mit der selben Geschwindigkeit ueberquerten wir schliesslich nach 342 (!!) Kilometern, Seite an Seite auf der zweispurigen Zubringerstrasse die Stadtgrenze unseres grossen Ziels. Wir hatten es geschafft. Wir lagen uns in den Armen. Wr hatten das Glueck herausgefordert und es hat uns dafuer belohnt.

Wie sehr uns das Glueck belohnt hat durften wir nur eine halbe Stunde spaeter bemerken, kurz nachdem wir am Ende unserer Triumpffahrt auf den Jaab el-Fnaa, dem grossen Marktplatz im Herzen Marrakesh einbogen. Dort lernten wir den unglaublich hilfsbereiten Zahid kennen. Der gebuertige Marrokaner, der in Belgien lebt, ist zum Urlaub in der Stadt. Da ihm seine 4 Zimmer Riad fuer ihn alleine zu gross war und er auf der Suche nach Gesellschaft war, kam er auf uns zu und wir ins Gespraech. Er lud uns ein und jetzt wohnen wir alle gemeinsam in dem wunderschoenen Altstadttempel.
Angekommen,
Euer David

5 Kommentare:

Lisa hat gesagt…

Hey Jungs!!!
Schade, dass eure Odyssee bald zu Ende geht, ihr habt mich mit eurem Blog immer wunderbar von unwichtigen Dingen wie für die Uni lernen abgehalten.
Vielen Dank dafür und viel Glück beim Zoll!
Ich hab mir mal vom Sahara-Hans sagen lassen, dass Mopeds/Mofas/VW-Busse zu ärgeren Problemen werden können vorallem, wenn man sie nicht mehr hat!
Aber ich bin mir sicher, dass auch ihr genauso wie er um einige Erfahrungen reicher und um ein paar Nerven/Dirham? erleichtert es nach Hause schaffen werdet.

Viele Grüße aus Gap/Innsbruck,

Lisa

Tobias hat gesagt…

und was ist jetzt zum Schluss mit den Schwalben passiert?

Anonym hat gesagt…

... und was ist aus David und Lorenz geworden.
Seid ihr sicher daheim angekommen?
Wie geht's euch?
*?*
Grüessli aus dem Markgräflerland vom Mayerle

Unknown hat gesagt…

Hallo Jungs,
Herzlichen Glückwunsch!!!!
Grossartige Leistung!!!
Ich freue mich für Euch, dass Ihr es geschafft habt.
Vielen Dank auch, dass Ihr uns mit Eurem Blog immer auf dem Laufenden gehalten habt. Ihr solltet ein Buch darüber schreiben.
Viele Grüße aus Denzlingen von Andrea

Anonym hat gesagt…

Hallo !
Respeckt zu eurer leistung ich werde
Im Sommer 2010 eine Tour zum Nordkap
machen auch mit einem 50ccm Roller
In 30 Tagen Hin und zurück eine Strecke 2975 Km
Plane so ca 300-500km am Tag
Hier mal meine Web Adresse .
www.rheiner-ftg.de.vu
und Email olafmoritz@web.de

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