Mensch und Maschine

Der Tatsache, dass sich das Mofa von Lorenz mittlerweile zu einem einzigen Zuendkerzen-fresser entwickelt hat, verdanken wir einen zweitaegigen, und damit laenger als geplanten Aufenthalt in der grandiosen Mittelmeerstadt Valencia. Eine Zuendkerze, so sagt man, sollte nach etwa 5000 Kilometern gewechselt werden. Die Halbwertszeit einer Zuendkerze an dem roten Mofa belaeuft sich dagegen im Schnitt nur noch auf 100 Kilometer. Grund genug stets einen guten Vorrat derselben dabei zu haben. Da wir aber, vor lauter Quiz-Etappe, zur einzigen Uhrzeit, an der wir diese haetten kaufen koennen, damit beschaeftigt waren, eine Paella zu finden, blieb der Zuendkerzenkauf vor dem Wochenende leider erfolglos. Wir "mussten" also bis Montag in Valencia bleiben.


Wer schon einmal hier war, weiss, dass dies alles andere als schlimm ist. In der ersten Partynacht kamen wir ganz auf unsere Kosten, und vor allem, wie hier ueblich, erst zum Sonnenaufgang nach Hause. Der darauffolgende Halbtag stand ganz im Zeichen des Sightseeings. Besonders zu erwaehnen sei dabei das futuristische "Museo de las Ciencias". Eine architektonische Sensation, die seinesgleichen sucht. Dort hat man wirklich das Gefuehl, auf einem anderen Planeten zu stehen. Nur zu klar, dass das Kontrastprogramm nicht fehlen durfte. "Schwalbe meets Raumschiff". Wie ein Raumschiff, durfte meine Schwalbe sich ausserdem fuehlen, als es ueber die Original Zielgerade des hiessigen Forme 1 Kurses fahren durfte. So geschehen, als ich in aller Herrgottsfrueh, zusammen mit unserem Gastgeber Matze und seinem Surfbrett zum Strand gefahren bin. Dort hatte es naemlich am Vorabend tatsaechlich einen surfbaren Swell gegeben. Aber es sollte leider nicht sein. Es gab keine Wellen mehr. Wir mussten uns also in der 17 Grad warmen Sonne ausruhen.


Doch bevor hier jemand auch nur anfaengt neidisch zu werden, lasst euch gesagt sein - der Mofaalltag hat ganz andere Seiten. Ich will an dieser Stelle einmal zu einer kleine Anatomierunde von Kopf bis Fuss:


Die Fuesse sind bei Nachtetappen in aller Regel nur noch arktische Eiszapfen. An der Innenseite meines linken Knoechels befindet sich eine kartoffelgrosse Beule, entstanden durch das Abrutschen beim Kickstart. Nach ca. 100 Kilometern ist der Glutaeus Maximus empfindlichst beleidigt und rutscht von einer Gesaesshaelfte zur anderen um das Leid zu teilen. Mein Ruecken schmerzt am Ende des Tages, als haette mir jemand Stachldraht durch Mark gezogen. Der Muskel ueber meinem linken Schulterblatt duerfte in der Zwischenzeit verknoechert sein, so hart fuehlt er sich an. Auf der anderen Seite befindet sich die rechte Gasgriffhand in einer Art krampfartigem Dauerschock. Meinen Nacken habe ich zum letzten mal gespuert kurz vor der Ardèche. Und wenn meine Augen auch nur noch ein einziges Molekuel Fluessigkeit uebrig haetten, wuerde ich vermutlich jetzt heulen.


Allerdings heulen vor Glueck. Denn trotz aller Strapazen und Widerstaende haben wir heute nach ueber 2000 Kilometern tatsaechlich die Suedkueste Spaniens erreicht und sind nur noch einen Steinwurf entfernt von dem afrikanischen Kontinent! Mit der Meeresluft in den Haaren sind wir nun frohen Mutes, dass wir in den wenig verbleibenden Tagen doch noch unser Ziel Marrakesh erreichen koennen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Mal ehrlich,
ich würde meiner Zündkerze auch den Dienst verbieten, wenn man mich weiterhin stur als Mofa bezeichnen würde. Meine Schwalbe die auch in der nähe von Freiburg beheimatet, frißt keine Zündkerzen und hat auch nicht die für ein "Motorfahrrad" notwendigen Pedale. Bendekt einmal eure Umgangsformen mit eurem Zweirad ;-)
keep on riding,
wombel

Anonym hat gesagt…

Klasse! wie seid Ihr zwei eigentlich auf diese verrückte Idee gekommen???
Ich drücke Euch die Daumen, dass Ihr mitsamt den Wunderwaffen aus dem VEB Zwickau (oder so) die Tour heile zu Ende bringt und Eure Blessuren danach schnell verheilen. also Durchhalten und noch ein dickes Lob für die coole Site!
viele Grüsse aus (derzeit) Thüringen hanka k.

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